Der Beatmungsmodus aPCV TgV

Beatmungsmodus aPCV TgV – Druckkontrolle mit Zielvolumen in der außerklinischen Intensivpflege

 

Der Beatmungsmodus aPCV TgV (assisted Pressure Controlled Ventilation – Target Volume) ist ein druckkontrollierter, volumenadaptiver Beatmungsmodus, der in der außerklinischen Intensivpflege zunehmend verbreitet ist. Er kombiniert die Vorteile einer druckkontrollierten Beatmung (gleichmäßiger Druckverlauf, patientenschonende Atemmechanik) mit dem Nutzen einer Volumensicherung: Das Gerät regelt den Inspirationsdruck automatisch so, dass das eingestellte Ziel-Tidalvolumen (Target Volume) erreicht wird.

 

Funktionsprinzip

Bei aPCV TgV atmet der Patient spontan oder assistiert, das Gerät erkennt über den Trigger den Beginn der Inspiration und liefert den Druck in einer kontrollierten, einstellbaren Rampe (Anstiegszeit). Während der Beatmung vergleicht die Maschine das erreichte Inspirationsvolumen mit dem eingestellten Zielwert. Liegt das tatsächlich erreichte Volumen darunter oder darüber, passt das Gerät den Inspirationsdruck für die nächste Atemphase automatisch in kleinen Schritten an – innerhalb vorgegebener Minimal- und Maximaldruckgrenzen. So bleibt das Volumen weitgehend konstant, auch wenn sich die Compliance (Dehnbarkeit der Lunge) oder Resistance (Strömungswiderstand) verändert.

Das „a“ (assisted) im Modusnamen bedeutet, dass der Patient die Atemzüge mittriggern kann. Die Maschine erkennt den spontanen Atemimpuls und synchronisiert den Beatmungszyklus. Bei fehlender Spontanatmung hält die Maschine die voreingestellte Atemfrequenz (AF) ein.

 

Wichtige Einstellgrößen

Um den Modus sicher zu betreiben, sind folgende Parameter entscheidend:

  • Zielvolumen (Target Volume): Meist zwischen 6–8 ml/kg Idealgewicht; typischer Bereich 300–600 ml.
  • PEEP (Positive Endexpiratory Pressure): Hält die Alveolen offen und stabilisiert den Gasaustausch.
  • Inspirationsdruckgrenzen: Minimal- und Maximaldruck (z. B. 10–25 mbar), innerhalb derer die automatische Druckanpassung erfolgt.
  • Atemfrequenz: Absicherung bei fehlender Spontanatmung.
  • Einatemzeit (Ti) und Anstiegszeit (Rise Time): Bestimmen den Komfort und die Synchronität der Beatmung.
  • Trigger-Sensitivität: Feineinstellung, um Spontanatmung zuverlässig zu erkennen, ohne Fehltrigger auszulösen.
  • Alarmgrenzen: Für Druck, Volumen und Leckage, um Fehlanpassungen frühzeitig zu erkennen.

In der Praxis wird zuerst ein sicherer Maximaldruck festgelegt, dann das Zielvolumen gewählt. Anschließend werden Trigger, Ti und Rise Time so justiert, dass sich der Patient weder gegen das Gerät „wehrt“ noch der Atemfluss stockt.

 

Vorteile

  • Stabilität des Tidalvolumens: Selbst bei Veränderungen der Atemmechanik bleibt die alveoläre Ventilation konstant.
  • Schonende Beatmung: Begrenzter Maximaldruck senkt das Risiko von Baro- oder Volutrauma.
  • Hoher Patientenkomfort: Spontanatmung wird unterstützt, Atemarbeit sinkt.
  • Kompensiert mäßige Änderungen der Compliance: z. B. durch Lagewechsel, Sekret oder Müdigkeit des Patienten.

Nachteile und Risiken

  • Leckageempfindlich: Besonders bei Masken- oder Trachealkanülenleckagen kann das Gerät falsche Volumen berechnen und dadurch unpassende Druckanpassungen vornehmen.
  • Algorithmusabhängig: Die Druckregulation erfolgt unterschiedlich je nach Hersteller (Schrittweite, Verzögerung, Grenzwerte). Dadurch variiert das Beatmungsverhalten zwischen Geräten erheblich.
  • Ziel-Vt nicht immer erreichbar: Bei starrer Lunge, hohem PEEP oder enger Druckbegrenzung kann das Gerät das Zielvolumen nicht liefern – es drohen Unterbeatmung und Alarme.
  • Regelmäßige Blutgaskontrolle notwendig: Trotz adaptiver Regelung muss der klinische Effekt überprüft werden, da sich CO-Werte nicht allein aus Volumen ableiten lassen.

Häufigkeit in der außerklinischen Intensivpflege

In der außerklinischen Beatmung ist der aPCV-TgV-Modus weit verbreitet – insbesondere in modernen Heimbeatmungsgeräten. Er gilt als Standardmodus bei beatmeten Patienten mit eingeschränkter, aber vorhandener Spontanatmung, da er eine gute Balance zwischen Sicherheit und Komfort bietet. Besonders bei Patienten mit variabler Atemmechanik (COPD, neuromuskuläre Erkrankungen, postweaning) sorgt der Modus für stabile Blutgaswerte, ohne ständige manuelle Druckanpassungen.

 

Synonyme / andere Bezeichnungen

Je nach Hersteller oder Geräteserie finden sich folgende Begriffe für dasselbe Grundprinzip:

  • PRVC (Pressure Regulated Volume Control)
  • VC+ (Volume Control Plus)
  • APV (Adaptive Pressure Ventilation)
  • AutoFlow oder Volume Guarantee

Alle diese Varianten meinen eine druckgesteuerte Beatmung mit automatischer Anpassung an ein Zielvolumen.

 

Fazit

aPCV TgV ist ein intelligenter Hybridmodus, der in der außerklinischen Intensivpflege die Lücke zwischen Komfort und Sicherheit schließt. Er hält das Atemzugvolumen konstant, reagiert dynamisch auf Veränderungen der Lungenmechanik und unterstützt die Spontanatmung zuverlässig. Sein größter Vorteil liegt in der Anpassungsfähigkeit – sein größter Nachteil in der Abhängigkeit von exakter Technik und Dichtigkeit. In der Hand geschulter Pflegekräfte ist aPCV TgV ein leistungsfähiger und patientenfreundlicher Standardmodus für die moderne Heimbeatmung.

 

 

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